Wer hat den Spruch „Bitcoin fixes this“ oder „Bitcoin ist DIE Lösung“ nicht schon einmal in einem Gespräch mit einem Bitcoiner gehört? Ob es um Probleme in der Innenpolitik, Handelsstreitigkeiten, Finanzkrisen, Hackerangriffe, Umweltschutz oder sogar militärische Konflikte geht – die Antwort lautet oft: Bitcoin fixes this.

Woher kommt dieser unerschütterliche Enthusiasmus der Bitcoin-Community? Sind diese Leute verlorene Nerds, die außer dem Keller ihres Elternhauses noch nicht viel von der Welt gesehen haben? Extremisten, die den neutralen Blick auf das Weltgeschehen verloren haben? Spekulanten, die sich in ihre Investition verliebt haben? Oder einfach nur Psychopathen, die sich in Internetforen zusammenfinden, weil sie in der realen Welt keinen Anklang finden?
Aus den Fugen geraten
Oder ist es vielleicht die „reale Welt“, die aus den Fugen geraten ist – in einem Ausmaß, dass kaum ein Mensch noch den Überblick hat und in der „verrückt“ das neue Normal ist? Wenn ich alle Stühle am Esstisch verrücke, sieht es für einen Außenstehenden so aus, als wäre der Tisch verrückt worden – und nicht die Stühle. Stand der Tisch lange genug an seinem Platz, kann der aufmerksame Beobachter vielleicht noch die Spuren im Teppich erkennen. Aber wer hat in unserer schnelllebigen Zeit noch das Auge für solche Details? Und was, wenn es gar keinen Teppich gibt?
Die einfache Wahrheit ist: Wir können oft nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob die Stühle oder der Tisch verrückt wurden. Wir leben in einer hochvolatilen Welt voller Ablenkung, Kontrolle und Täuschung. Deshalb müssen wir neu lernen, wie wir Wahrheit erkennen, was wir selbst kontrollieren können und wie wir dabei unseren eigenen Lebensweg nicht aus den Augen verlieren.
Wir alle streben nach einem glücklichen Leben – einem Leben in Zufriedenheit und Wohlstand. Mit Wohlstand meine ich nicht Luxus. Wohlstand bedeutet, sich keine Sorgen um die Zukunft machen zu müssen. Es heißt auch nicht, den ganzen Tag in der Hängematte zu verbringen. Wohlstand kann ein Leben voller Arbeit bedeuten – Arbeit, die unsere Fähigkeiten herausfordert, an der wir wachsen. Herausforderungen und Schwierigkeiten sind Teil davon. Es geht um ein selbstbestimmtes Leben.
Mit dem richtigen Kompass
Als Kompass für diesen Weg nutze ich die Philosophie des Stoizismus und die Technologie Bitcoin. Die Eigenschaften von Bitcoin haben bereits vielen Menschen – mir eingeschlossen – einen neuen Lebensweg eröffnet. Man kann Bitcoin daher auch als eine Philosophie betrachten.
Lass uns dazu kurz das Wort Philosophie definieren. Wikipedia schreibt: „In der Philosophie […] wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu ergründen, zu deuten und zu verstehen.“ Hier ist Philosophie eine Wissenschaft. Die Stoiker sahen sie zudem als Regelwerk für ein gutes Leben. Bitcoin passt in beide Definitionen. Bitcoin ist eine neue Maßeinheit zur Erforschung menschlichen Handelns. Zum ersten Mal in der Geschichte haben wir ein Gut, das absolut knapp ist und global gehandelt werden kann. Bitcoin ermöglicht es, Werte präzise zu messen. Seine Knappheit setzt einen Rahmen – einen Leitfaden, an dem wir unser Leben neu ausrichten können.
Wer schon einmal ein Bitcoin-Meetup besucht hat, hat sicher jemanden sagen hören: „Bitcoin hat mein Leben verändert.“ Und das müssen nicht die Early Adopter sein, die durch Bitcoin im monetären Sinne reich wurden. Bitcoin öffnet die Augen für die Verrücktheiten der Welt. Man beginnt, das Geldsystem zu hinterfragen und neu zu bewerten. Oft gelangt man zu der Erkenntnis: Die Stühle im Wohnzimmer sind verrückt, weil das ganze Haus in Schieflage geraten ist und kurz vor dem Zusammenbruch steht.
Gleichzeitig wächst das Bewusstsein, dass man mit Bitcoin ein neues Fundament hat, auf dem man ein stabiles Haus errichten kann – ein Fundament, das unveränderlich und ortsunabhängig ist. Bitcoin vermittelt dem Studenten des Lebens Wahrheiten, die ihn an seinem eigenen Verstand zweifeln lassen – und schenkt gleichzeitig Hoffnung und Zuversicht für eine erstrebenswerte Zukunft.
Ein zentraler Aspekt dieses Erkenntnisprozesses ist die Trennung zwischen dem, was wir kontrollieren können, und dem, was wir nicht kontrollieren können. Diese Dichotomie der Kontrolle ist ein Grundpfeiler der stoischen Philosophie. Ich kann mich gut vorbereiten und früh aufstehen, um pünktlich zu einem wichtigen Termin zu kommen. Wenn ich aber in eine Vollsperrung auf der Autobahn gerate, liegt das nicht mehr in meiner Kontrolle. Ärger, Wut oder Zorn ändern nichts an der Situation – im Gegenteil: Wenn ich beladen mit negativen Emotionen zum Termin erscheine, wird er wahrscheinlich nicht erfolgreich verlaufen.
In solchen Momenten ist es entscheidend, den eigenen Einflussbereich zu erkennen, die entstehenden Emotionen zu reflektieren und zu verstehen, wie sie unser Handeln beeinflussen. Die Stoiker lehren uns, einen Abstand zwischen äußeren Ereignissen und unserer Reaktion darauf zu halten. Wer hat nicht schon einmal in einem Streit Dinge gesagt, die er in einem ruhigen Moment bereut?
So beobachten wir heute einen faszinierenden Prozess in der Menschheitsfamilie, bei dem Bitcoin Werte vermittelt, die die Stoiker bereits vor über 2000 Jahren formuliert haben. Bitcoin wird zum Lehrmeister. Dieses knappste Gut der Welt wird langfristig unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen – und unsere Lebensgewohnheiten auf den Prüfstand stellen. Wir werden Bitcoin nicht verändern. Aber Bitcoin wird uns verändern. Und genau das führt die Bitcoin-Community zu der Aussage: „Bitcoin fixes this“. Denn wenn Bitcoin jedes einzelne Individuum beeinflusst, verändert sich zwangsläufig auch die Gesellschaft – und damit rücken auch die großen Probleme unserer Zeit in ein anderes Licht.
Gruß, Alex